- 6312 - 1339. Anfang August. Nanker, Bisch. v. Breslau [Der Bisch. war zuvor v. Neisse nach Bresl. gekommen. Vgl. Grünhagen, Kg Joh. u. Bisch. Nanker, S. 76], versammelt das Bresl. Domkapitel u. fordert es auf, mit ihm zu gehen, um Kg Joh. persönlich zur Herausgabe der Burg Militsch aufzufordern. Die meisten Domherren weigern sich aus Furcht vor dem Kg, nur der Scholastikus Apeczko, der später Bisch. v. Lebus wurde, Otto v. Donyn, Cunczko v. Schalkow u. Peter v. Bitkaw begleiten [Grünhagen, Gesch. Schles. S. 168 gibt fälschlich nur 3 Domherren als Begleiter des Bischofs an] den Bischof zum Minoritenkl. St. Jakob [Das "claustrum fratrum minorum sancti Jacobi" befand sich an der Stelle des nachmaligen St. Vincenzkl. u. des heutigen Oberlandesgerichts i. Breslau], wo der Kg sich gerade in einer kleinen Stube neben dem Refektorium mit seinen Räten befand. Nachdem er sich hier den zuerst verweigerten Einlaß durch beharrliches Klopfen erzwungen, trat er in feierlichem Ornat (religione indutus), mit dem Kreuz auf der Brust (pectorale habens in collo) u. einem kleinen Zettel in der Hand vor den Kg u. forderte diesen, vom Zettel ablesend, kategorisch [Mit den Worten: "domine rex, ego moneo vos primo, secundo et tercio et peremptorie, quantocius restituatis castrum Melicz ecclesie mee Wratislaviensi." ] auf, die Burg der Kirche zurückzugeben. Auf die ablehnende Antwort ["Adhuc non habetis tam cito, sicut vobis videtur." ] Kg Johanns tat er ihn nach Umwendung des Kruzifixes ["E converso lignum sancte crucis manu gestans."] in den Bann ["Et ego excommunico vos ex nunc, prout ex tunc in nomine patris et filii et spiritus sancti."]. Während die den Kg umgebenden Fürsten, Barone u. Ritter vor Erstaunen verstummten, gab dieser seiner Verwunderung über den Priester, der sich gerne zum Märtyrer machen wolle, Ausdruck ["Ach anima dei, qualis est iste sacerdos, libenter moreretur et martirio coronari, et martir fieret, si quis vellet eum martirio coronare martiremque facere."]. An den Bischof aber, der das Zimmer verlassen wollte, traten die Bresl. Ratmannen, die Zeugen dieses Auftritts gewesen waren, heran u. machten ihm Vorhaltungen wegen seines übereilten Vorgehens ["O domine, non debuissetis sie in faciem excommunicasse dominum nostrum regem, sed pocius eum alloqui miti modo."]. Dieser hingegen verlangte v. ihnen, daß sie ihren Einfluß beim Kg geltend machen sollten, daß er die Burg herausgebe; als sie aber ihr Unvermögen hierzu betonten, exkommunizierte ["Inducatis vos dominum vestrum regem, ut ecclesie restituat suum castrum, quia fuistis eciam ibi, eum ecclesie hujusmodi dampna fuissent illata. Dixerunt cives: domine, non est nobis tanta potestas, ut possumus hoc facere. Quibus eciam respondit episcopus: et ego eciam vos ut vestrum regem excommunico, in nomine patris et filii et spiritus sancti." - Es kann sich hier nicht um die wirkliche Exkommunikation, die zur Bannurkunde vom 15. Dez. 1340 im Gegensatz stehen würde, sondern nur um eine Drohung mit dem Bann handeln. Vgl. Grünhagen, Kg Joh. u. Bisch. Nanker, S. 78 Anm. 1. - Die Selbstbiographie Karls IV., a. a. O. S. 361, weiß darüber nichts zu berichten] er auch sie u. fügte hinzu, Joh. v. Böhmen sei gar kein König, sondern nur ein Königlein ["Et sciatis, subjunxit episcopus, eum non esse regem, sed regulum." In diesen angeblichen Worten des Bischofs Nanker spiegelt sich deutlich die animose Stimmung des Chronisten gegen das böhm. Kgtum. Vgl. darüber Schulte, Die politische Tendenz etc., S. 36]. Während der Bisch. m. s. Kanonikern nach Hause zurückkehrte, unterhielt sich des Kgs Umgebung über die Bedeutung des Wortes "regulus", u. da niemand sie zu deuten wußte, schickte man im Namen des Kgs zum Bischof mit einer Anfrage dieserhalb, die dieser dahin beantwortete, jene Äußerung beziehe sich darauf, daß der Kg v. Böhmen nicht wie die anderen Könige in seinem Lande einen Erzbischof habe, sondern, wenn er gekrönt werden wolle, sich erst den Erzbischof v. Mainz dazu erbitten müsse ["Qui" (d. Bisch.) "respondit, se verum dixisse, quoniam ceteri reges suos habent archiepiscopos, qui eos inungant, benedicant atque coronent, sed rex Bohemie nullum hunc habet, sed quociens necessarium esset, opporteret eum alium precio atque prece conducere, notando Maguntinensem archiepiscopum, qui pridem benedicere atque coronare habuit regem Bohemie." - Man glaubt - fügt der Chronist hinzu -, daß aus Anlaß dieses bisch. Ausspruches K. Karl IV. immer darauf bedacht war, in dem Prager Bischof einen eigenen Erzbischof zu haben, was in der Folge auch geschah (23. Nov. 1344, vgl. Heyne, Bistumsgesch. I, 816). - Im Jahre 1353 machte Karl IV. einen vergeblichen Versuch, Papst Innocenz VI. zu bewegen, das Bistum Breslau unter das Erzbistum Prag zu stellen (vgl. Stenzel, Script. rer. Sil. I, S. 133 Anm. 1)]. Chron. princ. Pol. b. Stenzel, Script. rer. Sil. I, pag. 132-134. Unvollständiger Abdruck b. Heyne, Bistumsgesch. I, S. 804/5 Anm. 1. Vgl. auch die ob. auf S. 81 in Anm.2 angegebene Literatur. Codex Diplomaticus Silesiae, Bd. 30, 1925; Regesten zur schlesischen Geschichte, 1338 - 1342. Herausgegeben von Konrad Wutke und Erich Randt. |